Echt oder erfunden? Brief von Mick Jagger an Andy Warhol
Original oder Fälschung? Brief von Mick Jagger an Andy Warhol
Anlässlich des fünfzigjährigen Bühnenjubiläums der Rolling Stones wurde mal wieder millionenfach ein Brief von Mick Jagger an Andy Warhol gemailt, gepostet, gefacebooked. Wahrscheinlich überwiegend von Werbeleuten an Werbeleute.
Text:
21st April, 1969.
Andy Warhol, 33 Union Square, W.N.Y.10003, NEW YORK
Dear Andy,
I'm really pleased you can do the art-work for our new hits album. Here are 2 boxes of material which you can use, and the record.
In my short sweet experience, the more complicated the format of the album, e.g. more complex than just pages or fold-out, the more fucked-up the reproduction and agonising the delays. But, having said that, I leave it in your capable hands to do what ever you want.........and please write back saying how much money you would like.
Doubtless a Mr. Al Steckler will contact you in New York, with any further information. He will probably look nervous and say "Hurry up" but take little notice.
Love,
MICK JAGGER
Man kann sich leicht vorstellen, wie viele tagtäglich von Werbekunden geplagte Kreative sich wenigstens ein mal im Leben einen Auftraggeber wie Mick Jagger wünschen.
Ob dieser Brief an Andy Warhol tatsächlich von Mick Jagger geschrieben wurde, spielt dabei offenbar keine Rolle. Kaum einen der Empfänger und Weiterleiter dieses Dokuments hat das gekümmert. Von wem das Foto des Briefes stammt auch nicht. Authentizitäts-Prüfungen und Copyright-Fragen scheinen heute nicht mehr zu interessieren. Statt Copyright: xxx schreibt man einfach Via: xxx und schon glaubt man, sich aller Verantwortung rücksichts-, folgen- und kostenlos entledigt zu haben. Selbst unter Journalisten greift dieses Verhalten um sich.
Ich habe mir unter einem Vorwand den Spass erlaubt, einen dieser Verbreiter schriftlich um entsprechende Nachweise zu bitten, zumal er sich damit gebrüstet hatte, diesen Brief in einer Sammlung zu veröffentlichen, die demnächst als Buch in einem Verlag erscheinen soll.
War der junge Mann anfangs noch entrüstet ob meiner „dümmlichen″ Anfrage, hat er nach einer zweiten E-Mail kleinlaut versichert, sich vor Buchveröffentlichung um die Prüfung der Authentizität des Dokuments zu kümmern und um die Erlaubnis zur Verwendung des Bildes nachzusuchen.
Als ich im Bekanntenkreis anschließend die Behauptung in Umlauf brachte, der Brief von Mick Jagger an Andy Warhol sei nur eine, zugegebenermaßen gute, Arbeit eines Photoshop-Spassvogels, wurde das genau so wenig in Frage gestellt, wie zuvor dessen Echtheit.
Noch Fragen?
Letzte Kommentare