Neu: Werbung auf Seite 1 der „Zeitung für Deutschland″ (Fotos: Bernd Kreutz)
Der 23. Juni 2014 wird in die Mediengeschichte eingehen als der Tag, an dem die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND ihren journalistischen und verlegerischen Bankrott erklärte: sie vermarktet die Plätze links und rechts vom Zeitungskopf nun als Reklameflächen.
Die Abonnenten des Blattes wurden beim Frühstück ohne jede Vorwarnung mit diesem Sakrileg konfrontiert. Dass die Einrahmung des Zeitungskopfes mit Werbebotschaften als Belästigung empfunden werden könnte, auf diesen Gedanken kamen die Verantwortlichen des Blattes offenbar nicht. Auch dass dies als Symbol des endgültigen Verlustes ihrer journalistischen Unabhängigkeit gedeutet werden könnte, scheint den Herrschaften nicht in den Sinn gekommen zu sein.
Dass bei der F.A.Z. heute wirtschaftlicher Notstand herrscht, erfuhren die treuen Leser einige Tage später – allerdings ziemlich versteckt und verklausuliert im Wirtschaftsteil. Dass es journalistisch ebenfalls bergab ging, war schon eine Weile nicht mehr zu verheimlichen.
Die Art und Weise, wie die F.A.Z. seit Jahren die Politik zu beeinflussen versucht, um ihre ureigenen, angeblich von Google, Amazon, ARD, ZDF und den Gewerkschaften bedrohten Geschäftsinteressen zu schützen, empfinden viele Leser als peinlich, wenn nicht widerlich. Dass sie dafür auch noch Geld bezahlen sollen, erscheint manchen von Tag zu Tag fragwürdiger.
Ums Überleben der F.A.Z. braucht man sich trotzdem keine Sorgen zu machen. Sie müsste nur vom hohen Ross »Zeitung für Deutschland« heruntersteigen und sich auf ihre Rolle als Lokalblatt für Frankfurt und Regionalzeitung für Hessen beschränken. Damit könnte sie vielleicht sogar einer glorreichen Zukunft entgegensehen – und an den Kleinanzeigen des örtlichen Einzelhandels rechts und links vom Zeitungskopf würde sich kaum mehr jemand stoßen.
Als Erstes sollte die F.A.Z. aber damit aufhören, ihre Abonnenten und Kioskkundschaft dadurch zu brüskieren, dass sie die letzten Endes von Abonnenten und Blattkäufern bezahlten Artikel im Internet gratis veröffentlicht – teils noch bevor sie gedruckt erschienen sind.
Für die wirtschaftliche Genesung der mit der Neuen Zürcher Zeitung vielleicht letzten deutschsprachigen Tageszeitung von überregionaler Bedeutung könnte auch die eine oder andere Entlassung im Management hilfreich sein. Vielleicht sogar alternativlos.
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