Helmut Dietl mit Ingolf Lück bei Dreharbeiten für Yello Strom und Kreutz & Partner (Fotos: Mirko Krizanovic)
„Seelenlos.” „Witzlos.” „Albtraum.” „Desaster.” Das waren nur einige der Schlagworte, mit denen die Scharfrichter des deutschen Feuilletons Helmut Dietl und seinen Kinofilm „Zettl” im Februar 2012 hingerichtet haben. Letzten Samstag wurde der Regisseur und Drehbuchautor auf dem Nordfriedhof in München-Schwabing tatsächlich zu Grabe getragen.
Und wieder typisch für die Sittenwächter der deutschen Hochkultur: in keinem der unzähligen Nachrufe haben sie auch nur mit einem einzigen Wort eine von Dietls herausragendsten beruflichen Leistungen erwähnt – nämlich seine Beiträge zur Humanisierung der deutschen TV-Werbung.
Seelenlos. Witzlos. Albtraum. Desaster. Das waren bis Mitte der 1970er-Jahre die zutreffenden Charakterisierungen für den Großteil dessen, was in den Werbeblöcken unseres Fernsehens zu sehen war. Es war schließlich ein Amerikaner (Charles Greene von der Werbeagentur Grey) und ein US-Konzern (Procter & Gamble), die uns Deutschen dabei halfen, auch in der Fernseh-Werbung Verkrampfungen zu lösen – tatkräftig unterstützt von Helmut Dietl. Für das P&G-Waschmittel Lenor hat Dietl seinen ersten Fernsehspot gedreht und es hat nicht lange gedauert, bis sich auch andere Markenartikel-Hersteller seiner speziellen Fähigkeit bedienten, Alltagsprodukte in glaubwürdigen, menschlichen Alltagsgeschichten zu präsentieren (Henkel, Melitta, Dr. Oetker, Ferrero, Molkerei Alois Müller, um nur einige zu nennen).
Die Arbeit für diese Unternehmen und deren Werbeagenturen haben Dietl über Jahrzehnte den Freiraum verschafft, sich in Ruhe und ohne finanziellen Druck seinen eigenen Projekten widmen zu können. Und er war auch ehrlich genug zuzugeben, dass er ohne die Genauigkeit, die er beim Filmen von Werbespots gelernt hatte, seinen ersten Kinofilm („Schtonk”) nicht so hingekriegt hätte.
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