Albtraum der neuen deutschen Tugendwächter: zwei Neger mit Humor
„Demokratie ist so was von überschätzt.” So lautet die Schlagzeile eines Plakats, mit dem der Fernsehsender SKY derzeit die 3. Staffel seiner Erfolgsserie HOUSE of CARDS bewirbt. Das mag sich möglicherweise auch Felix Schmitt, ein Sprecher von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN aus Mainz gedacht haben, als er sich mit anderen „Aktivisten” vorgenommen hat, den Mainzer Unternehmer und CDU-Stadtrat Thomas Neger so lange an den Pranger zu stellen, bis dieser angebliche Rassist sein vom Opa erfundenes und quasi über Nacht rassistisch und menschenverachtend gewordenes Firmenzeichen verschwinden lässt.
Dabei ist das Zeichen, das eine afrikanische Dachdeckerin symbolisiert, in Wirklichkeit eine Liebeserklärung an das weibliche Geschlecht und war ein visueller Vorbote der Frauenbewegung. Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer wird es bezeugen können.
So wollen es aber die selbsternannten Mainzer Kämpfer gegen Rassismus partout nicht sehen.
Da die Damen und Herren dieses Aktionsbündnisses aber anscheinend kein Vertrauen in unseren Rechtsstaat und seine Rechtsordnung haben, greifen sie bei der Durchsetzung ihres Willens zu den Mitteln, die vor allem in demokratiefernen Staatsformen zur Diskreditierung politischer Gegner erste Wahl sind.
Ausgesprochen perfide: eine anonyme Plakataktion. Und für einen GRÜNEN obendrein besonders pervers: die Aufforderung, Facebook möge das inkriminierte Logo von Herrn Negers Facebook-Seite entfernen, weil es gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Facebook verstoße. Ein GRÜNER wendet sich aus Furcht vor der Urteilsfähigkeit deutscher Richter wie ein kleiner, schmieriger Denunziant ausgerechnet an den FACEBOOK-Konzern, dessen Geschäftsmethoden ansonsten bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit lautstark beklagt werden.
Trotzdem: Zeitungen, Magazine, Radio- und Fernsehsender haben über den vermeintlichen Skandal ausführlich berichtet. Sogar die WASHINGTON POST hat ihre Leser argwöhnisch gefragt ”Is this German company’s logo racist?” Siehe hier.
Dabei liegt das wahre Problem wo ganz anders. Das Magazin CICERO hat es in einem Beitrag über politische Korrektheit schon im März 2013 angedeutet. Zitat: „Die sich ausbreitende neue Kultur der politischen Korrektheit basiert keinesfalls auf einer freieren gesellschaftlichen Moral. Sie bedient sich teilweise sogar noch autoritärer und tyrannischerer Methoden als die vorangegangene, da sie die robuste Autonomie und die aktive Handlungsfreiheit des Menschen nicht einmal mehr theoretisch für grundlegend erachtet. Stattdessen trachtet sie danach, den Menschen möglichst umfassend vor eigenem oder fremden Fehlverhalten zu schützen – also auch vor sich selbst und auf Kosten seiner Freiheit.”
Auch unter Deutschen mit schwarzer Hautfarbe scheint der Kampf der Mainzelmännchen gegen Rassismus durchaus fragwürdig zu sein. Man muss nur das ebenfalls 2013 erschienene Buch von Marius Jung lesen.
Er schreibt, dass für ihn die politische Korrektheit „die wohl unheilvollste Erfindung seit dem alkoholfreien Bier” sei. Er gibt zu bedenken: „Möchten Sie wirklich in einer Gesellschaft leben, die von solchen Menschen geprägt wird? Von Menschen, die tatsächlich Zeit und Energie darauf verschwenden, Kinderbuchklassiker von verbotenen Wörtern zu befreien? Ich eher nicht.”
Und er sorgt sich: „Darf man Mahatma Gandhi irgendwann nicht mehr erwähnen, weil sich herausstellt, dass er seinen Müll nicht getrennt hat?”
Selbst schwarze Deutsche wie Hans J. Massaquoi und Theodor Michael, die in ergreifenden und erschütternden Autobiographien über Kindheit und Jugend im Dritten Reich berichten, halten es für einen Irrglauben, dass man Rassismus mit dem Verbot von Wörtern wie Mohrenkopf bekämpfen könne.
Felix Schmitt von den Mainzer GRÜNEN hat vermutlich keines dieser Bücher gelesen. So etwas Anstrengendes und Zeitraubendes kann man sich in seiner Position wohl nicht auch noch leisten. Der Mann muss schließlich mehrmals am Tag seine Follower bei Twitter bedienen. Mit fast 20.000 Tweets hat er sie inzwischen schon bombardiert, ein Text belangloser als der andere. Ganz zu schweigen von seiner Schwerstarbeit mit diversen Facebook-Accounts.
Mit Demokratie hat das wahrlich nichts zu tun. Aber wir Deutschen sind ja noch am üben.
P.S.: Noch ein kleiner Tipp für Herrn Schmitt und seine Helfershelfer, angeregt von Eckhard Henscheid. Auch Mainzer Museen besitzen wahrscheinlich rassistische Kunstwerke. Wie wäre es mit verbrennen?
Nicht lustig, aber eine Pflichtlektüre: die Autobiographien von Hans J. Massaquoi und Theodor Michael
Wider die Dummheit rassistischer Klischees: mit Aufruf „An alle deutschen Neger!”
Und zu guter Letzt noch ein herrliches Gedicht von Peter Paul Althaus:
Vor dem Schlafgemach der Gräfin Ete la Peutête
steht ein riesenhafter Neger,
und er spielt auf einer sonderbar geformten Schnabelflöte
Schnabelflötenwiegenlieder von Max Reger.
Und die Fremden, welche durch die Traumstadt reisen,
fragen sich verwundert, was des Negers Tun bedeutet,
wenn der Schwarze, bald mit lauten Tönen, bald mit leisen,
flötend vor dem Schlafgemach der Gräfin
auf und nieder schreitet.
Sei’s den Fremden mitgeteilt:
Der Neger muß geträumten Schlangen,
die der Gräfin Ete la Peutête Schlummer stören –
daß es ihnen nicht gelinge, in die Kemenate zu gelangen –
muß der Neger sie, die Schlangen
mit dem Flötensang beschwören.
Und die Gräfin Ete la Peutête träumt zufolgedessen
statt von Schlangen von dem Schlangenbändiger,
hingegeben, selig, namenlos und selbstvergessen,
und wahrscheinlich noch viel unanständiger.
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