ist Ihnen eigentlich klar, dass sich immer mehr von uns, die wir über Jahrzehnte nichts anderes als natürliches Volvic Mineralwasser getrunken haben, seit geraumer Zeit Gedanken machen, die liebgewonnenen Konsumgewohnheiten zu ändern?
Keine zwei Liter Volvic täglich mehr zum einfach so Runterschlucken, kein Volvic mehr für begleitende kulinarische Exzesse, kein Volvic mehr zur Espresso-Zubereitung, kein Volvic mehr zum Kochen. Und ja, auch kein Volvic mehr für die Gesundheit und das Wohlergehen unserer Haustiere.
Natürlich haben wir uns besorgt gefragt, wie es nach so langer Zeit zu solch äußert seltenen und merkwürdigen Entfremdungserscheinungen mit einem wegen seiner Qualität überaus wertgeschätzten Produkt kommen konnte.
Heute endlich haben wir es urplötzlich begriffen – und wir sind uns über die Ursache überraschend einig.
Anlass war die Anlieferung der Volvic-Monatsrationen durch diverse Getränke-Services. Und was sehen wir in den Kisten? Wir sehen auf einmal Banderolen, auf denen uns so ekelhafte Marketing-BWL-Sprachbehinderten-Schlagworte wie ZIELERREICHER, ALLESSCHAFFER, WIEDERAUFSTEHER und ALLTAGSBESIEGER anspucken. Ergänzt um das geistig schwerstbehinderte Häschtägglein #BEUNSTOPPABLE.
Hätte wenigstens auf einem der Etiketten ein Wort wie ZIEGENFICKER gestanden, vielleicht mit dem Hashtag #Böhmermann – wahrscheinlich hätten wir aufgelacht, weil wir so etwas den Froschschenkelverzehrern von Danone nicht zugetraut hätten.
Aber was macht ihr stattdessen? Ihr macht hinter diese Deppenbegriffe jeweils noch ein Sternchen, um dann allen Ernstes etwas vollkommen blödsinnig Kleinlautes und -gedrucktes wie „NUR DASS WIR UNS NICHT MISSVERSTEHEN – VOLVIC WIRD DIR KEINE SUPERKRÄFTE VERLEIHEN. ABER DAS WEIßT DU JA.” hinzuzufügen.
Erst mit gespielter Herablassung seine Kunden für so strunzdumm halten, dass man glaubt, sie mit Sozialhelfer-Rethorik belehren und belästigen zu müssen – dann aber mit einem Kleinbuchstaben-Eszett zwischen Großbuchstaben (!!!) auch noch ungeniert die eigene Blödheit mittels Rechtschreibschwäche vorzuführen: Das erfüllt schon fast den Beleidigungstatbestand.
Da kam uns endgültig die Galle hoch.
Nun erinnerten wir uns an den ganzen Marketingwahn, mit dem Sie und Danone uns seit rund zwei Jahren terrorisieren. Angefangen bei einem neuen Markenschriftzug, neuer Flaschenausstattung, total verwirrender Markteinführung von gefühlt fünfhundert Geschmacksvarianten (an sich schon ein ekelerregender Frevel, um nicht zu sagen Naturschutz-Verbrechen), bis zu den unsäglichen TV-Werbespots, bei denen man den Ton abdrehen muss, weil man pausenlos das widerliche Selbstbefriedigungs-Gestöhne von minderbegabten Kreativen der Generation Mami-ich-mach-was-mit-Medien zu hören meint.
Und alles bezahlt von der Kohle, die meine Freunde und ich redlich verdient und unter anderem in den jahrzehntelangen Konsum von Volvic gesteckt haben.
Bevor wir nun aber aus Frust unsere Wassermarke wechseln, Herr Haas, haben wir uns mal Ihre Personalakte angeschaut; Ihren Werdegang von Oldenburg über Celle, Darmstadt, Genf und Zürich bis nach Frankfurt bestaunt; mit zunehmendem Amüsement Ihre irre komischen Interviews in diversen Marketing-Publikationen gelesen und Ihre Copy-Paste-Leitfaden-für-Konzernkarrieren-Prosa auf der ohnehin zu Euphorie neigenden Danone-Website zur Kenntnis genommen. Sie mögen sich ja toll vorkommen mit diesem Managerzeitgeist-Gelaber und gewiss haben Sie damit schon Hundertschaften von Headhuntern, Vorgesetzten, Mit- und Zuarbeitern, Dienst- oder Sonstnichtsleistern, gleich welchen Geschlechts, beeindruckt.
Trotzdem: Tun Sie uns bitte einen Gefallen. Gehen Sie zurück nach Oldenburg, und studieren Sie den Rest Ihrer Tage irgendwelche Geisteswissenschaften. Oder machen Sie notfalls bei Ihrem Ex-Arbeitgeber Procter & Gamble wieder Liebe mit Lovebrands. Hauptsache, Sie lassen uns künftig in Ruhe mit diesem ganzen krampfhaft ambitionierten Marketingmüll, mit dem Sie uns zu bombardieren begannen, kaum dass die Franzosen Sie von der Kette gelassen hatten.
Wenn nicht, wechseln wir zu Nestlé. Wir schwören es.
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